Körperorientierte Traumaarbeit
„Der Körper ist der Übersetzer des Unbewussten ins Sichtbare“
(Chr. Morgenstern)Grundlage der körperorientierten Traumaarbeit ist die Annahme, dass Körper und Psyche miteinander verwoben sind und eine Wechselwirkung aufeinander haben. Das Beobachten und Wahrnehmen des Körpers steht im Vordergrund um das innere Erleben zu erforschen und zu verstehen.
Der Körper gibt eindeutige Signale über unser momentanes Befinden und die
Lebensgeschichte. Diesen Signalen zu vertrauen ist wesentlich
verlässlicher als den "Geschichten" des Verstandes. Oftmals sind die Geschichten des Verstandes nur Vermeidungsstrategien.
Außerdem stellen wir uns in der körpertherapeutischen Sitzung die
Frage, wie körperliche Reaktionen mit emotionalen Zuständen
zusammenhängen, oder anders ausgedrückt, was uns der Körper sagen will.
Aspekte der körperorientierten Traumaarbeit:
- die Wahrnehmung von Körperempfindungen
- das Wahrnehmen und Wiederherstellen von eigenen Grenzen und eigenen Bedürfnissen
- die Rückverbindung zu sich selbst
- die Körperhaltung
- Achtsamkeitsübungen
- die Arbeit mit dem Atem und der Stimme
- gezielte Bewegungen
- Massagen
- parasympathische Entspannungsübungen
- Psychoedukation
Ein Trauma ist im Körper und im vegetativen Nervensystem gespeichert und unterbricht die Verbindung zu uns selbst, unserem Körper und somit auch zu unseren Mitmenschen. Es entsteht, wenn sich ein Mensch aufgrund einer überwältigenden Situation hilflos und ausgeliefert fühlt und die natürlichen Überlebensmechanismen von Kampf, Flucht oder Erstarrung nicht vollständig durchlaufen werden. Die hohe Stressenergie und die vom Körper bereitgestellten Hormone die dabei freigesetzt werden, bleiben im Nervensystem erhalten und lassen uns permanent in einer Anspannung sein. Dieser Zustand wird sozusagen chronisch - wir merken es nicht mehr - die Folgen sind vielfältig: Die Fähigkeit sich selbst zu regulieren ist eingeschränkt, Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten, Schreckhaftigkeit, innere Anspannung, tiefe Erschöpfung bis hin zum Burnout, unbegründete Überängstlichkeit und/oder Aufgeregtheit, leichte Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, sich abgeschnitten oder getrennt fühlen von sich und/oder den Mitmenschen, Bluthochdruck, Infektanfällikeit, verspannter Nacken und /oder Schultern, Kopfschmerzen, Zähneknirschen...
(Selbstverständlich gilt es immer bei körperlichen Beschwerden einen Arzt/Ärztin zu Rate zu ziehen.)
Ein Trauma kann eine einzelne Situation sein, wie zum Beispiel ein Unfall, ein sexueller Übergriff, Flucht aus der Heimat, Gewalterfahrung, Naturkatastrophen, ein Sturz,...
Genauso gibt es auch das Entwicklungstrauma, das ausgelöst wird durch mangelnde oder fehlende Bindung, mangelnde oder fehlende Liebe, Fürsorge und Halt zu einer erwachsenen Bezugsperson. Dies ist ein Zustand, in dem sich das Kind in einer permanenten Überforderung und Anspannung - letztendlich in einer Todesangst - befindet, denn das Kind ist ohne den (liebevoll zugewandten) Erwachsenen in frühen Jahren nicht überlebensfähig, bzw. stark überfordert.
Die körperorientierte Traumaarbeit fördert die Achtsamkeit, sie vertieft den Kontakt zu unserem Körper und
damit zu uns selbst. Dadurch wird die körperliche und seelische Balance wieder
hergestellt. Wenn wir durch das Bearbeiten und Auflösen von Traumata
wieder in Kontakt sind mit unserem ursprünglichen Wesenskern, ist ein
befreites und authentisches Leben mehr und mehr möglich.